Manager
Magazin (Spiegel-Gruppe)
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High-Tech-Jobs:
Gute Chancen für Deutsche -
die Firmen im Silicon Valley
suchen Mitarbeiter
H
I G H - T E C H - J O B S
Go
west, Germans
Noch nie
waren die Chancen für Deutsche
im Silicon Valley besser als
heute. High-Tech-Firmen suchen
fieberhaft nach qualifizierten
Mitarbeitern – neben
Programmierern vor allem nach
Managern.
Haben
wir uns verlaufen? Es ist so seltsam
ruhig im „Palace Hotel“, wo an
diesem Mittwoch vormittag eine große
Jobbörse stattfinden soll – die Bay
Area Job Fair in Downtown San
Francisco.
Eigentlich
müßten sich die Bewerber
scharenweise um die Stände drängeln.
Doch die 80 Personalchefs bleiben
weitgehend unter sich. Sie stehen
gelangweilt herum, manche wippen
unruhig mit dem Fuß, andere blättern
in der Zeitung. Und sie alle warten
vergeblich: „Wir finden nirgends
Leute, der Markt ist leer, und hier
läuft auch nicht viel“, klagt Gary
Drach, Manager beim
Telekommunikationskonzern WorldCom.
Gary Drach
und seine Kollegen fahnden nach
SAP-Spezialisten,
Java-Programmierern und
Web-Designern. Jeder, der sich
irgendwie mit Computern auskennt,
ist willkommen. Sie nehmen
Uniabsolventen und Quereinsteiger –
und besonders gern Manager.
IT-Experten
sind überall in der Welt rar, aber
nirgendwo ist der Mangel so groß wie
in der Region um San Francisco und
in dem ein paar Meilen südlich
gelegenen Silicon Valley.
1,2 Millionen
High-Tech-Arbeitsplätze gibt es
dort, die meisten davon in Computer-
und Softwarefirmen. Und die rasante
Ausbreitung des Internets lockt
immer mehr Start-ups auf den Markt.
Sie wachsen mit atemberaubender
Geschwindigkeit – und so manche
würden noch schneller expandieren,
wenn sie nur die entsprechenden
Mitarbeiter bekämen.
Mittlerweile
haben die Firmen sogar die
US-Regierung unter Druck gesetzt.
Mit Erfolg: Für das laufende Jahr
wurde das Kontingent an Arbeitsvisa
auf 115 000 erhöht und damit im
Vergleich zu 1997 fast verdoppelt
(siehe Kasten).
Die Zahl ist
nicht riesig, aber immerhin: Die
Chancen für Ausländer, einen
Arbeitsplatz in den USA zu
ergattern, sind deutlich gestiegen.
Zumal für Deutsche. Germany ist für
die amerikanische IT-Industrie der
wichtigste Auslandsmarkt; da kann –
das haben die US-Firmen mittlerweile
gelernt – ein Deutscher im
Management durchaus hilfreich sein.
Es hat sie
auch in den vergangenen zwei
Jahrzehnten immer mal wieder gegeben
– die großen, spektakulären
Karrieren deutscher IT-Manager in
den USA. Michael Spindler, der
ehemalige Apple-Chef, gehört dazu,
und auch Eckard Pfeiffer, der es zum
CEO von Compaq gebracht hat.
Doch sie
blieben die Ausnahmen, ein scheinbar
unerreichbares Vorbild im Land der
unbegrenzten Möglichkeiten. Nun aber
hat sich das Umfeld verändert: Nie
waren die Rahmenbedingungen für
einen Wechsel in die Staaten so gut
wie heute.
Die
Jobsuche erfordert Phantasie und
Glück
Deutsche
IT-Experten und -Manager müssen sich
nur trauen. Wer bei der Jobsuche ein
bißchen Phantasie beweist und nicht
gleich vor der ersten bürokratischen
Hürde zurückschreckt, wer sich mit
den Spielregeln der modernen
Goldgräber im Silicon Valley
vertraut macht und dazu ein
Quentchen Glück hat – für den kann
der American Dream schnell wahr
werden.
Ingo
Reese hat seinen Traumjob schon
gefunden. Er war PR-Manager des
Online-Dienstes AOL, Dienstsitz
Hamburg. Seit Anfang November ist er
Director bei NuvoMedia in Palo Alto,
einem High-Tech-Unternehmen, das die
Technologie für elektronische Bücher
entwickelt.
Der Sprung
direkt ins Topmanagement eines
amerikanischen Unternehmens gelang,
obwohl Reese nie zuvor im Ausland
gearbeitet hatte. Ihm kam die
schlichte Tatsache zugute, daß er
Deutscher ist: Die Start-up-Firma
will ihr globales Geschäft zügig
ausbauen, und weil Deutschland einer
der künftigen Kernmärkte ist,
erhielt Reese die Verantwortung für
den gesamten Bereich International
Development.
Natürlich
weiß Reese, daß er sich auf ein
Abenteuer eingelassen hat. Er kennt
das Land nicht, er muß sich in eine
neue Position einarbeiten und
gleichzeitig lernen, wie seine Firma
und die Branche ticken. Das schafft
Unsicherheit.
Und
vielleicht auch Angst. Die
amerikanische High-Tech-Szene ist
quirlig, aber auch kurzlebig.
Unternehmen, die beinahe monatlich
ihren Umsatz verdoppeln, können so
schnell abstürzen, wie sie
aufgestiegen sind.
Da braucht es
schon eine Portion Mut, zu Hause
alles aufzugeben und nach Westen zu
ziehen. Den meisten scheint das
Risiko denn auch zu hoch. Robert
Otis, Vice President von Atlantic
Research Technologies, sucht im
Auftrag amerikanischer Unternehmen
deutsche Manager – und er hat
frustrierende Erfahrungen gemacht:
„Nur 5 Prozent der von uns
angesprochenen Kandidaten überlegen
sich ernsthaft, in die USA
überzusiedeln.“
Die
Personalchefs stellen auch Exoten
ein
Der Bedarf
ist hoch, die Zahl der Kandidaten
gering. Allein im Multimedia Gulch,
der Multimedia-Schlucht von San
Francisco, drängen sich in 40
Häuserblocks 400 Internet-Firmen
zusammen. Und alle suchen, suchen,
suchen. „Wer Java nur buchstabieren
kann, bekommt hier einen Job als
Web-Programmierer“, witzelt ein
Web-Designer im kultigen Cafe
„Southpark“ in San Francisco.
In ihrer Not
nehmen die Personalchefs selbst
Exoten, von denen man kaum glauben
könnte, daß sie irgend etwas im
Valley verloren hätten.
Christopher
Kolb ist ein solcher Außenseiter.
Theoretische Physik und Philosophie
hat er studiert, eine eher seltene
Fächerkombination. Nach den ersten
Semestern an der Oxford-University
hätte er durchaus im regnerischen
England hängenbleiben können. Doch
es zog ihn weiter zur erträumten
Ausbildung in den Vereinigten
Staaten. Dort machte er seinen Ph.
D. mit einer Arbeit über
gehirnähnliche Computersysteme.
Attraktive
Angebote bekam Kolb schon während
seines Studiums: Der US-Konzern
Xerox wollte ihn haben und auch IBM.
Aber Kolb ging zu CyberGold, einem
Internet-Start-up in Berkeley.
Die
Entscheidung gegen die verlockende
Konzernkarriere erwies sich als
richtig: 1996 stieg der damals
25jährige bei CyberGold ein, knapp
zwei Jahre später hatte er es zum
Vice President of Production
gebracht.
Die
Bewerber müssen schnell und
flexibel sein
Kolb fiel es
nicht schwer, in den USA das
richtige Unternehmen zu finden: Die
Universität Berkeley, an der er
studiert hat, ist umgeben von
Hunderten wachstumshungriger
Computerfirmen. Er wußte, was in der
Szene lief, und brauchte bei der
passenden Gelegenheit nur
zuzugreifen.
Aber auch in
anderer Hinsicht zahlt sich das
Studium fern der Heimat aus:
„Amerikanische Unternehmen
bevorzugen Kandidaten mit
internationaler Erfahrung“, sagt
David Nosal von der
Personalberatungsfirma Korn/Ferry.
„Bewerber können sich mit ein paar
Auslandssemestern profilieren oder
auch mit dem Hinweis darauf, daß sie
schon mal bei der Tochter eines
US-Konzerns in Deutschland
angestellt waren.“
Wenn ihnen so
einer über den Weg läuft, fackeln
die Unternehmen in der San Francisco
Bay Area nicht lange. Das hat auch
Henning Kather erlebt, der zwei
Jahre in der Münchner Niederlassung
des Computerkonzerns Digital
Equipment gearbeitet hatte. 1996
fühlte er sich reif für eine neue
Herausforderung: Mit einer
Adressenliste in der Tasche reiste
er in die USA und klapperte
zahlreiche Firmen ab.
Kather hatte
sich auf eine lange Bewerbungstour
eingestellt, auf Kreuzverhöre,
Absagen und Enttäuschungen. Doch es
kam ganz anders: Die Internet-Firma
Netscape im kalifornischen
Mountainview schloß auf der Stelle
einen Vertrag mit ihm.
Gerade mal
zwei Wochen Zeit hatte Kather, um
seine Wohnung in München aufzugeben,
sein Auto zu verkaufen und sich von
Freunden und Eltern zu
verabschieden. Dann saß er im
Flugzeug nach San Francisco, ein
Kribbeln im Bauch und einen
vielversprechenden Job als „Manager
International Websites“ in Aussicht.
Kather kommt
aus der Branche; er wußte, bei
welchen Unternehmen er anklopfen,
mit wem er reden mußte. Aber einer,
der gerade in Passau oder Flensburg
sein Studium abschließt – wie soll
der herausbekommen, wie er im
Silicon Valley an einen Job kommt?
Am besten ist
es, seine Sache selbst in die Hand
zu nehmen. Es muß ja nicht immer
Mallorca oder Ibiza sein – schon ein
paar Wochen Urlaub im sonnigen
Kalifornien können genügen, um die
verschiedenen Job-Fairs zu besuchen
oder einfach bei ein paar Firmen
hineinzuschauen.
Hat es dann
gefunkt, arbeiten die ganz Harten
auch mal ein halbes Jahr umsonst.
Wenn als Lohn eine Festanstellung
und später vielleicht sogar ein
dickes Paket Stock-options
herausspringt, hat sich der Einsatz
allemal gelohnt.
Parallel dazu
bietet es sich an, online einen oder
mehrere Headhunter anzuschreiben. In
der Regel zahlen die Kandidaten für
den Vermittlungsservice nichts. Erst
wenn ein Kontrakt geschlossen wird,
sind 30 bis 60 Prozent des ersten
Jahresgehalts als Vermittlungsgebühr
fällig; die allerdings geht zu
Lasten des Unternehmens.
Brancheninsider
können auch über das Netz gen Westen
surfen. Fast jedes amerikanische
High-Tech-Unternehmen hat eine
interne Jobbörse im World Wide Web
eingerichtet. Zudem gibt es
zahlreiche Online-Börsen, auf denen
Firmen ihre freien Stellen digital
ausschreiben. Wer online sucht, muß
auch per E-mail antworten. Der
schriftlich eingereichte Lebenslauf
ist out. „Niemand schickt mehr
Bewerbungen per Post“, sagt Melissa
Walia von der auf
Internet-Suchmaschinen
spezialisierten Firma Excite, „wir
nehmen nur Leute, die sich auf
unserer Website bewerben.“
Ohnehin
werden „Papiere, Zeugnisse und
erstaunlicherweise auch Diplome
weithin als wertlos angesehen“, sagt
Klaus Schulz. „Erst wenn der Manager
in der neuen Firma aktiv wird und
Berge versetzt, wird ab und zu mal
erwähnt, daß er ein Diplom hat.“
Klaus Schulz
gehört zu den bunten Hunden in der
Branche. Der ehemalige
Flugzeugmechaniker kam vor 20 Jahren
von Berlin ins Silicon Valley. Sein
Englisch war miserabel, sein
Durchsetzungswille enorm. Vor
einiger Zeit kaufte ihn der
Computerkonzern 3Com für eine
Ablösegebühr von 100 000 Dollar aus
dem Vertrag mit National
Semiconductor. Schulz ist nun Vice
President Internet bei 3Com.
Mittlerweile
geht Schulz selbst auf die Pirsch
nach Personal. „Wir suchen seit
einem halben Jahr zwei hochrangige
Manager für die Bereiche E-commerce
und Web-Services“, sagt Schulz,
„bislang ohne Erfolg.“
Warum gerade
Manager so knapp sind, erklärt
Headhunter Otis mit seinem
„Generationenmodell“: Am Anfang
arbeiten die Start-up-Gründer rund
um die Uhr. Der CEO schafft den Müll
raus, der Vice President of Sales
hat noch nie etwas verkauft.
Um
Eigenkapital in das Unternehmen zu
holen und die Strategie festzulegen,
wird ein Business Manager
eingestellt. Zwei, drei weitere
Kollegen kommen dazu – aber es
reicht immer noch nicht. Irgendwann
merken die Investoren, daß die
vorhandene Mannschaft das
Unternehmen nicht über die
Umsatzgrenze von 100 oder 200
Millionen Dollar hieven kann. Und
spätestens dann müssen zusätzliche
Manager her.
Die
IT-Companys suchen fieberhaft – aber
sie nehmen nicht jeden. Denn auch
für sie gilt die simple Regel: Je
höher die zu vergebende Position,
desto strenger die Anforderungen an
den Kandidaten.
Aber wie kann
der Bewerber klarmachen, daß gerade
er der Richtige für den Posten des
Geschäftsführers oder Vorstands ist?
„Man muß Lösungen für das
Unternehmen anbieten und sich als
unentbehrlich verkaufen“, empfiehlt
Headhunter David Nosal.
Ein Rat, der
überall paßt, aber für den Einstieg
ins amerikanische Business besonders
zählt. Die richtige
Verkaufsstrategie ist dort das A und
O, wer nicht protzt, der wird auch
nichts.
„Jeder hier
im Silicon Valley hat etwas
Besonderes geleistet und erzählt es
auch lauthals“, sagt Ingo Reese.
Deutsche Zurückhaltung wird seiner
Erfahrung nach „nicht für vornehmes
Understatement gehalten, sondern
schlicht für langweilig“.
Auftrumpfen
muß der künftige Spitzenmanager und
mit ein paar gezielten Bemerkungen
beweisen, daß er sich sowohl im
amerikanischen als auch im
internationalen Markt auskennt.
Das
Netzwerk bestimmt den Erfolg
„Im nächsten
Schritt zeigt man dann mit einer
knackigen Power-Point-Präsentation,
daß das Unternehmen x Millionen
Dollar mehr Umsatz machen könnte,
wenn es auch das Ausland beackern
würde. Und schon sitzt man als
International Development Manager im
Boot.“ Solch strahlenden Optimismus
verbreitet Payton Stiewe, der die
Szene kennt wie kaum ein anderer. Er
kam vor gut zehn Jahren nach
Amerika, Rucksack auf dem Rücken,
Flausen im Kopf.
Gerade mal 20
war er damals, einen Job hatte er
nicht. Doch den bekam er schnell:
Aufgrund seiner Deutschkenntnisse
heuerte ihn eine Beratungsfirma an,
für die er Brücken zwischen
amerikanischen und deutschen
Unternehmen baute. Inzwischen ist
auch Stiewe aufgestiegen – zum
Product Development Manager bei
When.com, einem Anbieter von
Veranstaltungskalendern im Web.
Seine Jobs
hat sich Stiewe immer selbst
gesucht, von Headhuntern hält er
nichts („Alles nur Haie“). Viel
sinnvoller sei es, auf eigene Faust
loszuziehen, Kontaktbörsen zu
besuchen und auf Networking Partys
zu gehen. Dort werden Netzwerke
geknüpft und interessante
Informationen über Konkurrenten,
Neugründungen und freie Stellen
ausgetauscht (siehe Kasten).
„Ohne
Kontakte geht gar nichts“, sagt
Stiewe. Und so sieht man ihn immer
wieder auf den Partys in San
Francisco und Umgebung, ein Glas
Bier in der Hand, die Visitenkarten
in der Gesäßtasche.
Jobs beim
Bier? Die lockere Atmosphäre
täuscht. Klar im Kopf muß man schon
sein – und im Zweifelsfall schnell
reagieren, sonst verpaßt man die
besten Chancen. Stiewe weiß, wovon
er spricht: Wäre er an einem lauen
Sommerabend nicht schon ein bißchen
beschwipst gewesen, hätte er sich
vielleicht die Stelle beim
Internet-Shooting-Star Yahoo
geschnappt.
Die
Schlagzahl ist hoch, erst recht im
Arbeitsalltag. Zeit zum Ausruhen
gibt es nicht, auch nicht auf den
eigenen Erfolgen. Ob Deutscher oder
Amerikaner, im Silicon Valley ist
man nur so gut wie sein letztes
Quartal, danach muß jeder sein
Können von neuem unter Beweis
stellen. „Die High-Tech-Industrie“,
sagt Christopher Kolb, „hat ein
verdammt kurzes Gedächtnis.“
Auf lange
Einarbeitungs- oder Schonzeiten kann
niemand hoffen. Kolb weiß, was das
heißt: Bereits am zweiten Arbeitstag
wurde er zu einem
Fortune-100-Unternehmen geschickt,
um das Angebot von CyberGold
vorzustellen. „Augen zu und durch“,
rät er heute, „mit einer anderen
Einstellung schafft man es nicht.“
Der
Jobwechsel ist eine
Selbstverständlichkeit
Im Valley
überleben nur Typen mit starken
Nerven. Entscheidungen müssen rasch
getroffen werden,
Absicherungsmentalität und
Perfektionismus bedeuten das sichere
Aus. „100-Prozent-Lösungen sind in
den USA schon aus Zeitgründen nicht
machbar“, sagt Herman de Kesel,
Tasa-Personalberater in Palo Alto.
Worauf es ankommt, ist die grobe
Linie. Und das heißt: 70 Prozent tun
es auch. Fehler werden anschließend
behoben
Die Menschen
im Techno-Tal sind tolerant, aber
auch sehr ehrgeizig; Loyalität ist
selten, Jobwechsel sind an der
Tagesordnung. Die Konkurrenz der
Firmen und Mitarbeiter untereinander
ist bisweilen brutal. Ebenso wie der
Arbeitsaufwand: Die
100-Stunden-Woche ist beileibe keine
Ausnahme.
Unternehmen,
die ihren Leuten diesen Streß
zumuten, versuchen mit bisweilen
ausgefallenen Motivationsprogrammen
die Stimmung zu halten. Ein
skurriles Beispiel ist das
„Kill-Board“, das im Büro von
Christopher Kolb bei CyberGold
hängt: Nach einer durchgearbeiteten
Nacht, einem „allnighter“, dürfen
seine Kollegen darauf einen
Totenkopf malen. Ist die Tafel voll,
fährt das Team mit einer
Riesenlimousine nach Las Vegas und
läßt eine Fete steigen.
Temperamente,
die Gefallen an einem solchen Leben
finden, werden sich wohl auch über
den „Devastator Award“ freuen:
Mitarbeiter, die ein besonders
hartnäckiges Problem gelöst haben,
dürfen sich einen Tag lang
„Zerstörer“ nennen. Zur Belohnung
gibt es einen zehn Pfund schweren
Hammer, mit dem der Ausgezeichnete
vor versammelter Mannschaft
Computerschrott und alte Fernseher
zertrümmert.
Umgangsformen
und Arbeitsweise sind
gewöhnungsbedürftig, nicht minder
ist es die Entlohnung. Neugegründete
Firmen haben meist mehr Ideen als
Kapital, das Geld reicht hinten und
vorn nicht aus. Die Folge: Viele
Start-ups – aber auch eine Reihe
etablierter Großunternehmen –
wandeln erhebliche Teile der
Gehälter in Stock-options-Pakete um
(siehe Kasten).
Für die
Firmen bieten die Aktienoptionen
oftmals die einzige Möglichkeit,
konkurrenzfähige Gehälter zu zahlen.
Den Mitarbeitern gelten sie als Weg
zu einem ansehnlichen Vermögen. Das
kann gutgehen, muß aber nicht. So
manch einer, der sich bereits im
Swimmingpool seiner neuen Villa sah,
lebt noch immer zur Untermiete.
Die
Stock-options sind das exakte Abbild
der Silicon-Valley-Karrieren:
knallhart, mit großen Risiken und
Unwägbarkeiten behaftet – aber auch
mit der Aussicht auf schnellen
Aufstieg, viel Geld und jede Menge
Spaß.
Reiner
Gaertner
manager
magazin 1/1999 - Vervielfältigung
nur mit Genehmigung
der manager
magazin Verlagsgesellschaf
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